Wolpis in der Presse

Die Wolpertinger - Tiere mit geheimnisvollen Eigenschaften

■ Sie kommen aus Bayern und wurden jetzt in Zehlendorf zum erstenmal gesichtet / Tierfreunde, Forscher und Politiker fragen, warum, weshalb, wieso / Verfassungsschutz wurde eingeschaltet, der Staatsschutz arbeitet

Eines der scheuesten und seltensten Tiere des Voralpenlandes wurde im Sommer dieses Jahres erstmalig in Berliner Regionen gesehen: Der Wolpertinger. Das Tier tritt in verschiedenen Erscheidungsformen auf: Manche beschreiben es als großen Bieber, jedoch etwas schlanker als dieser und mit Hörnchen auf dem Kopf. Wieder andere haben es auf Bäumen hopsen gesehen, wo es sich schneller fortbewege als jedes Eichhörnchen, und es sollen gar Exemplare mit Flügeln existieren.

Generell rechnet man den Wolpertinger, in einer älteren Schreibweise auch als Wolperdinger bekannt, den Nagetieren zu. Einzelne ältere Tiere erreichen allerdings die Größe eines jungen Geißbockes. Der Wolpertinger ernährt sich recht bodenständig von Schweinebraten, Semmelknödeln oder auch Dampfnudeln, seltener von Gras. Gelegentlich geht er aber auch den Menschen an. Einen besonderen Haß scheint er dabei gegen die Männchen zu haben, vor allem solche, die sich in Kniebundhosen und Trachtenjanker kleiden und in ihrer Artikulation die Silben „Icke“ oder „dette“ oder „hanoi“ verwenden. Gemeinsam ist allen Erscheinungsformen, auch den gefährlicheren, daß sie wegen ihrer Scheuheit äußerst schwer zu fangen sind.

Mehrere der wenigen erlegten Wolpertinger sind im Münchener Jagdmuseum in der Fußgängerzone zu besichtigen, ein weiterer im Valentinsmuseum im Isartor. Da es früher für jeden bayerischen Wildschütz als Ehrensache galt, wenigsten einmal im Leben ein solches Tier zu schießen, hat die bayerische Staatsregierung den Wolpertinger unter Naturschutz gestellt. Dem ist es zu verdanken, daß die Population sich immer weiter ausbreiten konnte, über das Voralpenland hinaus bis ins Donaumoos und vereinzelt noch weiter nördlich. Nur den Großraum Stuttgart meidet das sensible Tier.

Im Zusammenhang mit dem Abschmelzen der Polkappen und damit einhergehenden Klimairritationen traten jüngst sogar einige Wolpertinger im Berliner Süden auf, sehr zur Verwunderung von Wissenschaftlern, da das Tier ja für seinen Haß gegen „Preißn“ und Schwaben bekannt ist. Man erklärt sich das durch Mutationen im Verhalten, die auf die Ausweitung des Ozonloches zurückgeführt werden. Da sich der Wolpertinger prinzipiell von „Preißn“ weder beobachten und schon gar nicht anfassen läßt, war die taz bei ihrer Recherche auf Berichte von ausgewanderten Bayern angewiesen. „I war grod am Zaun in der Nächn von Düppel g'wen und da hob i an Hund wuiseln g'hört. Da standad dea Schäfer von am Grenzer mit aner ei'gzogenen Ruatn, und nachad hob i eahm g'segn: Wuild hod a g'fauchd, hod dia Flügel g'spreizt, und mid am langen schuppigen Schwanz um si gschlogn und seine schrecklichen Zähn g'bleckt“, berichtet Josef Kleinmoser aus Zehlendorf -Mitte. Eine Sekunde später sei das Tier, das sich mit seinen Fangzähnen überall durchgraben kann, unter der Mauer weggetaucht und in Richtung Stadtmitte verschwunden.

Daß sich in der unberührten Gegend um den Potsdamer Platz offenbar eine Kolonie der possierlichen Tierchen gebildet hat, wurde der taz von einem Informanten in der Senatsumweltverwaltung bestätigt. „Wir stehen in Verhandlungen mit einem internationalen Forschungszentrum, das Feldbeobachtungen anstellen will“, sagte der Beamte. Deswegen dürfe man in absehbarer Zeit in dieser Gegend nicht bauen, denn die Wolpertinger würden durch Baulärm auf der Stelle vertrieben. Umweltsenatssprecher Rogalla hingegen bestritt auf Anfrage diese Zusammenhänge. „Der Senat diskutiert noch darüber“, sagte Rogalla. Bausenator Nagel erklärte, das Auftreten der Wolpertinger dürfe kein Hindernis für den geplanten Neubau sein, das sei im Senat beschlossene Sache. „Angesichts der Wohnungsnot muß es Prioritäten geben“, sagte er. Nach der taz vorliegenden Informationen ist inzwischen sogar der Verfassungsschutz eingeschaltet. Dem Sprecher des Innensenators war davon allerdings noch nichts bekannt, man gehe dem nach.

Wovon sich die Berliner Wolpertinger ernähren, konnte noch nicht geklärt werden. Es gibt Theorien, daß das Hochkommen der Fallafelbuden in Berlin mit dem Auftauchen der Wolpertinger zu tun hat. Andere Experten vermuten, daß sich die Tiere hier von Havelfischen ernähren, das würde erklären, daß sich deren Bestand so dezimiert hat. Übrigens soll auch in der taz-Kantine ein Exemplar gesichtet worden sein.

 

 

 

 

 

 

Ist der Wombatinger ein Laborunfall oder gezielte Züchtung?
Beuteltier-Chimäre aus RUB-Labor entwischt
Karikatur: joop
 
Nicht der Löwe von Venedig, sondern der gefährliche Wombatinger von Querenburg. Karikatur: joop
Nicht der Löwe von Venedig, sondern der gefährliche Wombatinger von Querenburg.

Montag früh sind mehrere Versuchstiere aus einem Labor der Ruhr-Universität ausgebüchst, darunter ein aggressiver Wombat-Hybrid. Das RUB-Rektorat ruft Studierende daher zu äußerster Vorsicht auf. Das Untier könne sich besonders gut an seine Umgebung anpassen und daher überall auf dem Campus lauern. Dazu trage das Beuteltier möglicherweise Waffen bei sich. Das auf den Namen Wombatinger getaufte Monstrum habe es gerade zu Halloween leicht, zwischen Verkleideten und Horrordeko unterzutauchen.

Der Spitzname Wombatinger ist eine bewusste Anspielung auf das bajuwarische Fabelwesen, den Wolpertinger. Letzterer ist dank dem Einsatz furchtloser Waidmänner und -frauen sowie eifriger PräparatorInnen durch zahlreiche ausgestopfte Exemplare belegt. Die Querenburger Chimäre aus den RUB-Laboren ist hingegen ein Einzelexemplar beziehungsweise ein Prototyp. Ob es sich nämlich beim Wombatinger um eine gezielte Züchtung handelt oder um das Zufallsprodukt eines missglückten Genexperiments, ist unklar. Fragen dazu werden bisher von allen Stellen blockiert.

Fliegend, amphibisch, getarnt

Als gesichert gilt nur, woraus das Monstrum zusammengeschustert wurde. Neben dem australischen Wombat, womöglich ein Klon des :bsz-Maskottchens, gehört eine ganze Menagerie zu den Zutaten dieses Crossbreeds: Fuchs-Erbgut verleiht dem Wombatinger einen buschigen Schwanz und Reißzähne; dank Ringeltauben-DNA kann er fliegen, während Froschschenkel für Schwimmhäute und ungeahnte Sprungkräfte sorgen. Eingekreuzte Hirschgene schenken der Wombat-Chimäre ein waffenfähiges wie auffälliges Geweih. Dies macht eine überlegene Tarnfähigkeit wett – Chamäleon-DNA. Fliegend, amphibisch, getarnt – das klingt zumindest nach Militärforschung. Der Wombatinger dürfte außerordentlich schwierig zu fangen sein.

Zu allem Überfluss überträgt er auch noch eine Art Zombie-Seuche, welche die Infizierten apathisch umherlaufen lässt; eine Unterscheidung vom durchschnittlichen Bachelor-Studi ist somit kaum möglich. Also wachsam sein und nicht vom Wombatinger beißen lassen.

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